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Ein neualtes Zürcher Bier
Streik bei Hürlimann
Feldschlösschen, bald ein Monopol?
Bierfusion
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Soll man Bier mischen? Eine Fusionsgeschichte
Heute, man zählt den 14. Mai im Jahre des Herrn 1996, luden zwei grosse
Brauereien zu einer Pressekonferenz. Bei diesen beiden Brauereien handelte es
sich um keine geringeren, als um die einheimische Hürlimann Holding AG und der
Rheinfelder Grossbrauerei Feldschlösschen Holding AG. Diese unerwartet
angekündigte Pressekonferenz verhiess Neuigkeiten. Sofort war das Gerücht einer
Fusion in der Luft. Doch auch schrecklichere Gedanken eilten mir durch den Kopf:
Sollte die Antialkoholbrauerei Clausthaler diese beiden Brauereien übernehmen,
oder wurde das Bier tatsächlich vom Bundesamt für Gesundheit das Bier als der
Zivilation Untergang eingestuft haben? So schlimm kam es dann glücklicherweise
trotzdem nicht. Um es kurz zu machen: Feldschlösschen und Hürlimann fusionieren
tatsächlich.
Als Grund für diese Fusion nannten die Präsidenten der beiden Brauereien
einstimmig die anhaltende Wirtschaftskrise und die damit verbundene
Strukturkrise, welche die Unternehmen dazu zwingt neue Wege der Expansion
einzuschlagen. Weiter war vorallem der Aspekt der grenzüberschreitenden
Produktion für Hürlimann der Ausschlag für diese "Ehe" mit Feldschlösschen.
Obwohl der Präsident der Hürlimann Holding Hefti die Fusion als eine von ihnen
ausgegangene Initiative dargestellt hat, welche die langfristige
Kapazitätensteigerung als Ziel hatte, so wurde im Verlauf der Pressekonferenz
klar, dass die Feldschlösschen-Gruppe der klar grössere der beiden
Fusionsparteien ist. Dieser Unterschied zeigt sich am besten an der Aufteilung
der Anteile auf dem schweizerischen Biermarkt. Die Feldschlösschen-Gruppe
besitzt dort einen Anteil von 46%, wobei die Hürlimann-Gruppe auf einen
gesamtschweizerischen Anteil von 7% kommt.
Neben den Expansionsplänen ist ein weiteres grosses Ziel der neuen
FeldschlösschenHürlimann-Gruppe die Nutzung von Synergien speziell im
Organisations- und Verwaltungssektor und eine damit verbunden Einsparung welche
in den nächsten drei Jahren etwa 20 Mio. Franken pro Jahr ausmachen werden. Auf
die Frage hin, ob sich diese Einsparungen auch auf die Arbeitsstellenzahl
auswirken wird, wichen die anwesenden Verwaltungsräte aus. Sie verwiesen auf
eine laufende Analyse des Produktionsprozesses, welche erst im Herbst Resultate
bringen wird und diese dann auch veröffentlicht werden. Angesichts des
vehementen Ausweichens einer Stellenabbaufrage kann den Angestellten des neuen
Brauereikonzerns nur eins gesagt werden: "Leute, ihr behaltet Euren Job -
zumindest für das nächste halbe Jahr!".
Neben den allgemeinen Informationen über die Fusion, welche vorallem aus der
Darstellung der technischen Daten bestanden hat, hielten sich die
Konferenzteilnehmer ziemlich geheimnisvoll und zurückhaltend. Neben den
gestellten Fragen zum Stellenabbau und zu Produktionsverlagerungen verweigerten
die Anwesenden auch Informationen, wer jetzt eigentlich das Sagen in der neuen
Gruppe hat und ob es Verhandlungen zu anderen Brauereien gegeben hat. Speziell
ihre Aussage über die laufende Analyse lässt nicht begreifen, dass zu erst
fusioniert wird, und erst dann überlegt man sich, wie es weitergehen soll.
Interessant ist ausserdem die Tatsache, dass die Fusion einen Monat vor dem
Inkrafttreten des neuen Kartellgesetzes, welches auch besondere Regelungen über
die Fusionen vorsieht. Brisant wird diese Sache zusätzlich, wenn man überlegt,
dass die Feldschlösschen-Hürlimann-Gruppe 53% des schweizerischen Biermarktes
kontrollieren wird und somit langsam aber sicher in die Nähe eines Kartelles
rückt.
Ob sich diese Fusion gelohnt hat, werden die nächsten Monate zeigen. Klar bleib
jedenfalls, dass man (ausser man ist in St. Gallen, wo es eh nur Schützengarten
gibt) fast nicht um die Produkte das dem Hause Feldschlösschen-Hürlimann
herumkommen wird, gehören doch neben Hürlimann und Feldschlösschen, auch das
zürcher Löwenbräu, Cardinal, Warteck, Valaisanne und das bernische Gurten zu
diesem Konzern gehören. Aber auch Autofahrer und Abstinentler werden mit
grösster Wahrschenlichkeit etwas aus der reichhaltigen Palette der Softdrinks
aus dem Hause Feldschlösschen-Hürlimann. Mich persönlich lässt diese Fusion
kalt, trinke ich doch am liebsten australische und tschechische Biere, ganz zu
schweigen vom St. Galler Schützengarten (Anflug von Lokalpatriotismus).
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