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Vom Hanf-Skandalprozess
Kiffertypen
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Jugendsession 96
Expovina 96
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Weinernte 95
Suchtprävention 1996
Hanffestival
Alkohol- Konditionierung
Bex 96
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Wo weder Hopfen, noch Malz verloren sind: BEX 96
O.K. Ich trinke ja selber sehr gern dieses edle und ehrwürdige Gerstengetränk,
das sich Bier nennt. Und ich bin sicherlich nicht daran schuld, dass der
jährliche Bierkonsum in der Schweiz von 65 auf 62 Liter abgenommen hat (im
Vergleich: die Tschechen - inklusive Kleinkinder und Frauen - schütten jährlich
140 Liter in sich hinein). Und als Biwidus-Redaktor war es mir auch ein
Vergnügen, mich durch die Stände zu recherchieren (sprich durchzusaufen), auf
dass unsere Leserschaft auch was davon habe. Aber was mich in diesem Jahr so
richtig gestört hat, waren die Unmengen von Besoffenen, die in den Gängen
rumhingen und sich so richtig stillos vollaufen liessen. So angemacht wurde ich
noch nie. Dabei war das Degustieren offiziell nicht einmal mehr gratis. Nun ja,
auch hier konnte mensch den fortschreitenden geistigen Zerfall unserer
Gesellschaft sehr gut festellen, so nach dem sich epidemisch verbreitenden Motto
"Mann, bin ich cool, heh!".
60 Aussteller präsentierten 800 verschiedene Biersorten aus dem In- und Ausland
(so viele gibt es schon!). Wieder waren einige Marken neu und wieder ging es
darum, in dieser fortwährenden Flut (wortwörtlich) von neuen Biermarken und
-sorten Markt und K(S)äufer zu gewinnen. Je länger es geht, desto
unübersichtlicher wird das Geschäft. Der durchschnittliche Schweizer Bierologe
(Kennzeichen: säuft ausschliesslich Lager einheimischer Provenienz) versteht
heute die Welt nicht mehr. Und es wurden 20'000 von dieser Sorte (meist männlich
oder nur Anhang) erwartet. Neben einem Seminar für Fachleute wurde auch dieses
Jahr wieder eine Sonderschau durchgeführt, Thema: Energy-Drinks - die mieseste
Erfindung seit jener des Keuschheitsgürtels. Allerdings passten diese Dinger in
eine Bierwelt 1996, die sich in Sachen Erfindungsreichtum (Draft, Ice Beer,
Cider, Diesel usw.) fast ins Apokalyptische begeben hat.
Vier Tage lang soff man sich durchs Kongresshaus - für den bescheidenen Eintritt
von SFr. 12.- und zusätzlichen Ausgaben pro Konsum. Eine Horde von meist jungen
Degustanten war angestellt worden, um das BEX-Bier des Jahres auszuwählen. Von
Anfang an stand der Favorit fest: das "Ittinger Klosterbräu" der Actienbrauerei
Frauenfeld, das die bisherige Ueberlegenheit des österreicheischen "Landbieres"
schlagen sollte. Weitere Geschmacks-Favoriten waren der "Weihenstephan" und das
"Naumarkter Lammsbräu", ein Oekobier. Beide überzeugen durch einen zwar
klassischen, aber doch aufregenden Gout und mit dem Festhalten an einer
stilvollen Bierbrautradition. Genau das Gegenteil, aber trotzdem sehr zu
empfehlen, sind "Vollmond" und das "Vambier" (letzteres inkl. Konsumentenclub).
Das sind junge Fan-Biere, die dem Trinkenden ein Flair von Insidertum geben.
Dies, obschon sie nicht so ein Gepansche sind, wie die verschiedenen süssen
französischen und belgischen Möchtegernbiere.
Trotz der Bierschwemme in unseren Grossverteilern sind es vor allem die
"kleineren" Biermarken, die die besten Noten erhalten und wohl so schnell nicht
zu verdrängen sind. Ich denke da ans legendäre Original-"Budweiser" aus der
tschechischen Nationalbrauerei oder das so richtig traditionell schmeckende
Oeko-Pils aus Wädenswil. Martin Wartmann, der Kopf hinter der Frauenfelder
Kleinbrauerei ("Ittinger Klosterbräu") meint dann auch dem einen Trend
entsprechend:"Ich wünsche mir, dass die BEX eine Produkteschau der Schweizer
Kleinbrauer wird". Die Grossbrauer (hier Willem Hosang von
Calanda-Haldengut/Heineken) dagegen behaupten noch immer felsenfest:"In allen
globalisierten Branchen hat Mittelmass keine Zukunft mehr". Zwar haben die
"Grossen" mit ihrer Riesenpropaganda einen regen Zulauf gehabt, aber die
Originalität (z.B. Feldschlösschen Ice Beer oder Amstel) liess massiv zu
wünschen übrig. Dort hatten die "Kleinen" die Nase vorn, denken wir an Eichhof
und ihr "Spiess Edelhell", ein leichtes, erfrischendes Bier, das jedoch nicht
die Aehnlichkeit mit Pisse hat, wie ein "Draft".
Auch Besonderheiten waren weit verbreitet an der Biermesse. Ich denke da zum
Beispiel an den Grosserfolg des Ciders (eine Art Sauser aus britischen Landen),
der dank einer trendigen Verpackung gerade Jugendliche angesprochen hat.
Dasselbe gilt auch für das "Fliegerbier" und andere "echte" Biere. Nach aussen
unauffällig, von innen eine fast kommune Limonade ist "Hooch" aus Britannien.
Aber Achtung! "Hooch" hat immerhin stolze 4,7% und fährt (vor allem im Sommer)
sicher in die Glieder. Unter den französischen Möchtegernbieren ist mir nur
eines positiv aufgefallen, nämlich "Duchesse de Bourgogne", ein Süssbier, das in
ehemaligen Portweinfässern reift. Ach ja, und wens wirklich interessiert, der
soll mal bei der Schweizerischen Heimbrauervereinigung vorbeischauen, dort kann
mensch Bier Marke Eigenbau herstellen.
Enttäuschungen gab es für mich en masse. Abgesehen von den Panschereien wie die
verschiedenen Whiskybiere a la Adelscott und das guaranahaltige Turbo-Diesel
(Bier/Cola) seien da folgende Marken genannt: das läppische "Lapin Kulta", das
neu auf den Markt geworfene "Coors", "Bud Ice" und "Red Lion" (typisch
amerikanisch), "1664 von Kronenbourg" (Franzose halt), "Labkov" (obschon
tschechisch) und das italienische "Nastro Azzuro" (nur als Auswahl). Es gab
definitiv mehr bierische Enttäuschungen für uns Biertrinker als Lichtblicke.
Denn eines wird gewiss: die Beliebigkeit, die ein typisches Zeichen unserer
heutigen Gesellschaft ist, macht sich nun auch beim bisher standhaften Bier
breit. Es gibt Biere für alle Gelegenheiten. Ein Bier für den Sommer, eines für
den Winter, eines für die Einsamkeit, eines für die Zweisamkeit, eines vor einer
Liebesnacht, eines für danach usw. Es fehlt nur noch das Bier für die Zeit nach
einem atomaren Super-GAU (jodhaltig). So nicht, meine Herren! Ich glaube nicht,
dass exotische Biersorten eine Zukunft haben werden bei uns, denn dafür sind wir
zu traditionell eingestellt (in Deutschland zum Beispiel herrschen die
"klassischen" Sorten ununterbrochen vor). Interessant dagegen ist der
Marktauftritt von klassischen Lager-Bieren aus "exotischen" Ländern wie z.B.
Kenia ("Tusker").
Eine Neuigkeit zum Schluss: aus dem Hause Tapero ("Vambier") gibt es ab Mai eine
neue Säuflichkeit, eine Dosenlimo namens "Blondi". Der Untertitel "Somesing to
drink - this side up" sagt schon alles aus. Die Bier-Vampiere haben es also
tatsächlich fertig gebracht, aus Blondinenwitzen ein Getränk zu machen,
bravo.
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