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Geschichte
Der Sonderbundskrieg 1847
Kulturgüterschutz
ExilschweizerInnen
Fresken an der Brunnengasse
Kantonale Denkmalpflege
Stefan Zweig
Notgrabungen in Nänikon-Uster
Römische Töpferwaren
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Stefan Zweig goes Zurich
Gemäss Lexikon war er ein gebürtiger Wiener, Spross einer kleinbürgerlichen
jüdischen Familie und wurde im Jahr 1881 geboren. 1942 wählte er den
Freitod im brasilianischen Exil. Stefan Zweig ergatterte sich in seinen
61 Lebensjahren den Ruf, einer der beliebtesten und politisch bedeutendsten
Schriftsteller deutscher Sprache zu sein. Gleichzeitig Erzähler, Essayist,
Biograph, Lyriker und Dramatiker von "formaler Farbigkeit und Eleganz",
machte er sich auch einen Namen als wichtiger Handschriftensammler von
"Kollegen", insbesondere aus dem 19. Jahrhundert. Zweig kannte viele
der wichtigsten Persönlichkeiten seiner Zeit .Zuckmayer, Gide, die
Gebrüder Mann, Freud und Werfel, alle zählte er sie zu seinem
Freundeskreis.
Zweig schrieb einige noch heute bedeutende Werke, seien dies Romane,
allen voran die "Schachnovelle" oder Biographien, wie diejenigen über
Erasmus oder Balzac. Im Gegensatz zu vielen "alten" Autoren ist Zweig
aber gerade in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt worden. Nachdem
er in den Zwischenkriegsjahren einer von vielen und danach ziemlich
vergessen gegangen war, gab es Mitte der 70er einen regelrechten
Zweig-Revival, getragen unter anderem auch durch den Grosserfolg seines
im Exil geschriebenen Spätwerks "Die Schachnovelle", die zum must
aller Mittelschulen des deutschsprachigen Raumes geworden ist. Was dabei
viele nicht wissen, ist, dass Zweig kurze Zeit auch in Zürich (genauer:
Rüschlikon) gelebt hat, während der Zeit des ersten Weltkrieges nämlich.
Zürich setzt zur Zeit dem Dichter ein Denkmal. Keineswegs, so meinte
Stadtpräsident Sepp Estermann anlässlich der Eröffnung der Ausstellung
"Die Welt von gestern. Stefan Zweig (1881-1942): Leben und Werk eines
Europäers", um sich ein reines Gewissen zu verschaffen. Unsere Vaterstadt
hatte den grossen Mann nicht gerade voller Begeisterung empfangen und ihm
die ganze Verachtung der erzkonservativen Schweiz gegenüber Neuem und
insbesondere gegenüber Flüchtlingen zu spüren gegeben. Nein, Zürich wolle
seinen Beitrag leisten, den vielfältig kulturell aktiven Zweig aufzuzeigen.
Eigens hierfür wird im Museum Strauhof eine Ausstellung gezeigt, die in
der Wahlheimat des Dichters, in Salzburg nämlich, zusammengestellt worden war.
Nach den Feierlichkeiten zum 50. Todestag hat die Wanderausstellung
mehrere Städte besucht und macht nun für einen Monat
Halt in Zürich.
Der Eröffnungsakt war lang und langweilig, neben unserem Stapi traten
weitere Persönlichkeiten aus Politik und Kultur auf, unter anderem der
Bürgermeister von Salzburg und die Schauspielerin Senta Berger.
Versammelt im Zürcher Stadthaus war die vollzählige bildungsbürgerliche
Kulturelite unserer Stadt und der Umgebung, kurz: hunderte von alten,
keinen Bezug zur Volks- und Jugendkultur mehr findenden Relikten aus
jener Zeit. Entsprechend wenige Junge. Danach bewegte sich der Zug in den
Strauhof. Zweig in Ehren, aber solche Veranstaltungen zeugen doch von einem
ziemlich elitären Kulturbegriff, scheint mir.
Kurz zur Ausstellung selbst: Im unteren Stock werden (übersichtlich)
die verschiedenen Etappen und Aufenthaltsorte des Dichters samt einigen
Bild- und Textbeispielen gezeigt, unter anderem auch Orginalskripte, z.B.
der "Schachnovelle". Durch die Uebersichtlichkeit gewinnt die farbige
Zweig-Ausstellung auch für kulturell weniger Interessierte eine gewisse
Nähe. Im oberen Stock sind dann die verschiedensten Orginalhandschriften
gezeigt. Während es sich bei den Objekten meistens um Briefkontakte Zweigs mit seinen
oben genannten Freunden handelt, werden im einen Raum auch die vom
Sammler Bodmer von Zweig vor dessen Flucht abgekauften Autographien
(also Handschriften) gezeigt, nicht uninteressant für Leute, die sich für
die (vor allem jüdisch-bürgerliche) Intelligenz des 19. und beginnenden
20 Jahrhunderts erwärmen können.
Biwidus wollte mit diesem kurzen Artikel zeigen, dass es sich für uns
durchaus auch ziemt, kulturelle Aspekte aufzugreifen und zu bearbeiten,
obschon wir uns eher als jugendnahes Medium anschauen. So langweilig
dieser Anlass beispielsweise auch war, so lehrreich war er auch, denn
Zweig war nicht nur ein (meines Erachtens) begnadeter Dichter, sondern
wegen seines erklärten Europäertums auch ein vorausschauender Denker und
philosophischer Staatsmann. Wer sich vor einem Platzregen in den
Strauhof in Sicherheit bringen kann, dem/der sei diese Ausstellung
aufs Herz gelegt. Sie erlaubt eine Auseinandersetzung sowohl mit unserer
europäischen (und schweizerischen) Vergangenheit, als auch mit der Gegenwart
und der Zukunft. Gerade wir Jugendliche dürfen uns nicht nur der Kultur,
der "elitären" (sprich bürgerlichen) Kultur nicht entziehen, denn sie muss
nicht immer bourgeoise Kultur sein (kann...).
Das Museum Strauhof an der Augustinergasse zeigt diese
Ausstellung bis am 19. Mai jeweils von
10.00 bis 18.00 Uhr (DO bis 21.00), Montag geschlossen.
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