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Massimo Rocchi und die Macht des Wortes
Am 12. März feierte das neue Programm des italienischen in Bern lebenden Pantomimen
Massimo Rocchi im Bernhard-Theater Premiere. Pantomime und Sprache passt auf den
ersten Augenblick gar nicht zusammen, wenn man bedenkt, dass die klassische
Pantomime ohne Sprache respektive Worte auskommt. Doch gerade diesen Widerspruch
überbrückt Massimo Rocchi, welcher ein Schüler des legendären Marcel Marceau gewesen
ist, auf geradezu fulminate Weise, indem er als sprechender Pantomime auftritt.
So beginnt das Programm damit, dass Massimo Rocchi mit den Worten "Am Anfang war
das Wort" auf die Bühne tritt und sich dann in einen fiktiven Dialog mit Gott
verstricken lässt, welcher um die Frage kreist, welches Wort denn nun am Anfang
gewesen ist. Nach diesem Dialog leitet Massimo Rossi, der den ganzen Abend als
alleiniger Darsteller bestreitet und ohne jegliche Bühnenbilder respektive Accessoires
auskommt, über den Begriff der Muttersprache zu seiner Mutter über.
Was nun kommt und bis zur Pause durchgezogen wird, könnte unter dem Motto stehen:
klein Massimo zieht aus Italien in die grosse weite Welt hinaus und landet schliesslich
in Bern. Er schildert in der Folge mit viel Wortwitz und selbstverständlich mit den
entsprechenden pantomimischen Einlagen seine Kindheit, wie er mit seiner Grossmutter
am Meer gewesen ist, ohne dabei die dort anwesenden ausländischen Touristen mit ihren
Eigenheiten darzustellen und diese auch dementsprechend zu mimen. Grossen Applaus
erhielt die Darstellung des schweizerischen Touristen. Er stellt danach auch die
Szene dar, wie er von der ganzen Familie verabschiedet worden ist, nachdem er sich
entschlossen hat, nach Paris zu fahren und dort Pantomime zu werden. Durch die
perfekte Darstellung der verschiedenen Charaktere ertappt sich der geneigte Zuschauer
beim Gefühl einen reich ausgeschmückten Film vor sich ablaufen zu sehen, obwohl
eigentlich nur eine einzige Person auf der Bühne steht.
Nach einem Exkurs in die französische Lebensweise gespickt mit einigen kabarettistischen
Seitenhieben gegen unsere lieben Nachbarn im Westen, erzählt Massimo Rocchi, wie er
Frankreich wieder verlassen hat und schliesslich in Bern landet und versucht
Berndeutsch zu sprechen lernen. Dabei schafft er es dem Publikum in Sachen schweizerische
Mentalität den Spiegel vorzuhalten und auch zeitgemässe Parolen einzubauen. So bezeichnet
er einen allfälligen Sieg der schweizerischen Fussballnationalmannschaft an den
Europameisterschaften in diesem Jahr ein Unikum, da ja die Schweiz gar nicht in
Europa sei. Der geneigte Leser möge mir den primitiven Versuch verzeihen, die
unglaubliche Performance von Massimo Rocchi auf der Bühne, in einen Text zu fassen. Was
dieser Künstler auf der Bühne leistet ist nämlich einfach alle erste Sahne.
Nach der Pause folgte eine lose Serie von unabhängigen Szenen, wie zum Beispiel eine
Pygmäe, welche eine Giraffe zu jagen versucht, oder ein italienischer Rekrut, welcher
sich im defilieren übt. Ein weiterer Höhepunkt ist aber ohne Zweifel ein Streit
zwischen einem Dirigenten und dem Startenor bei einer Aufführung von le nozze di Figaro.
Bei diesem Streit stellt Massimo Rocchi selbstverständlich beide Charaktere zur gleichen
Zeit dar, ohne dabei eine zu grosse Hektik aufkommen zu lassen.
Diese Szene war dann auch der Schlusspunkt, welcher mit einem nicht abbrechen wollenden
Applaus goutiert worden ist. Nachdem der Applaus ein bisschen abgeebbt war dankte
Massimo Rocchi dem Beleuchtungsteam und auch auf eine sehr eindrückliche Weise dem
kürzlich verstorbenen Theaterproduzenten Eynar Grabowski. Doch war dies noch nicht
der Schlusspunkt eines unvergesslichen Abends. Massimo Rocchi setzte mit einer Zugabe
viel mehr noch einen drauf.
Zusammenfassend gesagt, ist die Performance von Massimo Rocchi in jeder Hinsicht
schlichtweg genial und ein Muss für jeden Theater-, Pantomime- und Kabarettfreund.
Massimo Rocchi tritt noch bis 24. März täglich ausser Montag im Bernhard-Theater
auf.
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