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Rambo-Frauen
Die Schweizer Armee gilt zur Zeit nicht gerade als Liebkind des Volkes.
Während immer mehr Männer sich dagegen wehren, in die Uniform des
"Trachtenvereins" gezwungen zu werden und es vorziehen, vor dem
Kadi ihre hehren Beweggründe für eine Verweigerung geltend zu machen,
unternimmt zur Zeit die weibliche Hälfte unserer Wehrmacht, der MFD (Militärischer
Frauendienst), eine Kampagne für eine Schweiz mit Frauen in der Armee.
Mit zwei reich bebilderten Broschüren sollen dem angeblich "schwachen"
Geschlecht die Vorzüge dieses männlichen Berufes schmackhaft gemacht
werden. Die kleine Broschüre heisst "Militärdienst für Frauen? Warum nicht!" und
die grosse "Militärdienst: das gute Recht aller Frauen". Ob hier die totale
Gleichstellung von oben praktiziert wird oder ein Haufen von Rambo-Frauen
herangezüchtet werden sollen, sei einmal dahingestellt. Die beiden Hefte sind
spannende Bettlektüren (so war das nicht gemeint!) und sollens auch bleiben.
Frau Brigadiere Eugenie Pollak Iselin, an deren vaterländischer und
antifeministischer Gesinnung eigentlich niemand zweifelt, führt die
Broschüren mit den Antworten auf die Frage ein, warum eine Frau auf die Idee
kommen soll, Soldat(in) zu werden. Sie meint:"Die Frauen möchten - wie in
der Politik und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens - nicht hinter den
Männern zurückstehen. Sie möchten sich genauso für ihr Land nützlich machen. (...)
Diese Frauen betrachten den Militärdienst nicht als Vorrecht für die
Männer, sondern auch als ein Recht für die Frauen." Na. Es fragt sich, ob
die Frauenbewegung auch dieser Meinung ist. Als weiterer Grund wird die
Tatsache anfgeführt, dass nur Frauen mit (militärischer) Erfahrung zu
diesem Thema mitdiskutieren können. Ob es von Vorteil ist, dass nun auch
Frauen sexistische Witze machen und lernen, gehorsam zu sein, ist die
andere Frage.
In der Folge wird erklärt, wie frau Soldatin wird. Der einzige Unterschied
zu den Männern besteht in der Freiwilligkeit, sonst schneit es eine normale
RS (15 Wochen), wo den Frauen verschiedene SpezialistInnentätigkeiten zusammen
mit den Boys eingepaukt werden (z.B. Spitalsoldatin, Trainsoldatin, Truppenköchin,
Büroordonnanz, Nachrichtensoldatin, Pilotenanwärterin, Fahrerin und
Feldpredigerin). Hier herrschen sogenannt "frauenspezifische" Berufe aus den
Bereichen Büro, Haushalt und Sozialwesen interessanterweise vor.
Ausnahmsweise darf übrigens der Freund vor dem Eingang Tränen des Abschieds
vergiessen (eher mal wieder ein Vorteil an der Sache).
Sonst sind die Frauen in Uniform den Männern auch inhaltlich
gleichgestellt (Sold, Post und Versicherung). Auch bei ihnen gibt es WKs und
die übliche Dienstdauer von 300 Tagen. In Sachen Kinderkriegen werden Ausnahmen
gemacht. Offizierinnen gibt es ebenso wie bei den Männern.
Die grosse Broschüre trägt den Untertitel "Wie Sie davon Gebrauch machen können und
welche Möglichkeiten Ihnen offenstehen." Hier werden ergänzende Informationen
zum Thema geliefert. Zuerst wird der Augenmerk auf die Unterschiede
gerichtet (sozusagen das "Kleingeschriebene"). Dem Lead "Sie werden gemeinsam
ausgehoben, sie werden gemeinsam ausgebildet, sie leisten gemeinsam
Dienst - aber Frauen und Männer haben verschiedene Aufträge und dadurch
teilweise auch verschiedene Ausbildungszeiten" folgt die Differenzierung in
der RS-Dauer (8 Wochen für "normale" Soldatinnen, 15 für "Spezialistinnen").
Auch wird unterstrichen, dass Frauen für Aufgaben ausgebildet werden,
die "keinen Kampfauftrag einschliessen". So verlange es das Gesetz (eine kleine,
aber feine Einschränkung - abgesehen davon gibt es auch noch eine Verfassung).
Wichtig ist auch, dass die Mitgliedschaft zwar freiwillig beginnt, dass
die geleistete Unterschrift aber nichtsdestototz verpflichtend ist.
Nach dem Berufsbild der einzelnen Funktionen samt Ort der Stationierung
der angehenden SoldatInnen stehen noch ein paar motivierende Einzelheiten. Zum Beispiel, dass
2000 Frauen in der Armee ihren Dienst tun und aus verschiedensten Gegenden
und allen sozialen Schichten stammen. Huch, wie aufregend! "Die meisten
Frauen suchen - neben ihrem Beruf oder neben ihrer Familie - eine
zusätzliche Herausforderung. Oder sie handeln aus Verantwortungsgefühl,
sehen den Militärdienst als Pflicht gegenüber der staatlichen
Gemeinschaft." Sachen gibt's. "Dazu kommen natürlich ganz persönliche
Gründe: einmal etwas machen, das man noch nie gemacht hat. Menschen
(und Dinge) kennenlernen, die man sonst nirgends kennenlernt. Dem Alltagstrott
den Rücken kehren. Die eigenen Grenzen besser kennenlernen." Es wird
unterstrichen, dass es von Selbstbewusstsein zeuge, wenn frau (es wird
andauernd das männliche "man" verwendet) den Militärdienst mache. Also muss
eine Frau, die im MFD ist, ihren Mann stehen, ob's den anderen passt oder
nicht. Pustekuchen. Bin ich froh, ist meine Freundin Zivilistin, das macht
das Leben angenehmer.
Weitere Infos zum Thema erhält frau bei:
Dienststelle MFD/Frauen in der Armee
Hofweg 11
Postfach 239
3000 Bern 11
Tel. 031 324 32 73
Des weiteren kann frau: eine Propaganda-Videokassette beziehen, eine RS
besuchen und ein persönliches Gespräch mit einer Soldatin führen.
Abtreten!
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