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Weine nicht für mich, Argentinien!
Das Musical "Evita" im Winterthurer Theater am Stadtgarten
In den Jahren 1973/74 formten Andrew Lloyd Webber und Tim Rice die
Lebensgeschichte der Eva Perón, der Aufstieg der unehelichen Bauerntochter zur
grossen Dame der argentinischen Politik, zu einem der grössten Musicals. Gut
zwanzig Jahre nach der Urauführung, fasziniert die Geschichte der "Evita" die
Theaterwelt noch heute. So auch das Musical- und Rock-Theater aus Budapest,
die mit ihrer Produktion auf Tournee sind.
Wenn man von Musical spricht, denkt man sofort an die grossen Produktionen aus Amerika, vielleicht,
im zweiten Atemzug an die aus England. Eine Produktion aus Ungarn erscheint da im ersten Moment
exotisch. Obwohl bekannt ist, dass die Ostländer über eine ausgezeichnete Infrastruktur (u.a. die
Theater- und Filmhochschule In Krakau, d.Red.) verfügen, leidet deren Image noch immer unter dem
Grad der Unbekanntheit. Nicht zuletzt der mehr als vier Jahrzehnten wegen, die hinter dem eisernen
Vorhang zugebracht wurden. Das Ensemble des Budapester Musical- und Rock-Theater durfte schon
während dieser Zeit einige Gastspiele im Ausland bestreiten. Neben den Auftritten in befreundeten
Ländern wie Bulgarien oder Tschoslowakei, konnte man auch in westlichen Ländern wie Deutschland,
Oesterreich, Finnland und England spielen. Das 1980 durch den Autoren Tibor Miklos und den
Komponisten Matyas Varkonyi gegründete Theater, schuf sich schon mit der ersten Produktion,
"Evita", einen festen Platz im ungarischen Theater. Das Musical- und Rocktheater besteht dabei nicht
nur aus Schauspielern, Tänzern und Sängern, sondern auch aus einem 15-köpfigen Orchester, dass bis
heute von Matyas Varkonyi dirigiert wird.
Die Schweizer Premiere
Mit "Evita" treten die Ungaren - zum ersten Mal - auch vor Schweizer Publikum auf. "Evita" ist die
Geschichte der Eva Maria Duarte, die sich, als uneheliche Tochter eines mässig vermögenden
Grundbesitzers, in einem staubigen Provinzdorf in der argentinischen Pampa aufmacht, um in Buenos
Aires die grösste Schauspielerin des Landes zu werden.
Mit kleinen Rollen beim Theater und
Rundfunk hält sie sich über Wasser. Die Ehrgeizige pflegt dabei viele Mannerbekanntschaften, aber
immer nur solange, wie ihr diese bei ihrem Aufstieg nützlich sind. Durch eine solche Bekanntschaft
inzwischen zur bekannten Rundfunksprecherin geworden, lernt sie an einer Benefizveranstaltung Juan
Perón kennen. Eine für beide schicksalhafte Begegnung. An seiner Seite und seinem Weg zur
Präsidentschaft, wird sie zur grossen Eva Perón, die vom Volk liebevoll "Evita" genannt wird. Die
Geschichte der "Evita" wird im Musical von Ernesto "Ché" Guevara - dem grossen lateinamerikanischen
Revolutionär - erzählt. Obwohl historisch nicht erwiesen ist, dass "Ché" Guevara
jemals auf "Evita" Perón traf, ist er im Musical der grosse Gegenspieler, der ihr berechnendes und
zynisches Handeln aufdeckt. Das Leben der argentinischen First Lady entlarvt er als ein grosser
politischer Betrug. Doch immer noch, mehr als vierzig Jahren nach ihrem Tod - Eva Perón starb
33jährig an unheilbarer Leukämie - geniesst sie in der Bevölkerung hohes Ansehen. Es gibt keine
Ortschaft, in der nicht eine Strasse nach ihr benannt ist.
Der Mythos "Evita"
Das Musical- und Rocktheater bringt "Evita" nicht in der englischen Originalversion, sondern in der
deutschen Uebersetzung von Michael Kunze auf die Bühne. So wird aus der berühmten Melodie "Don't
Cry For Me, Argentina!", "Weine nicht für mich, Argentinien!". Mit der deutschen Sprache
bekundeten einige der Budapester Akteure etwelche Mühe. Einige Sätze verkamen zu einem
unverständlichen Genuschel, so dass das Geschehen nur erahnt werden konnte. Tamas Földes, der den
Part des "Ché" spielte, gelang es alleine durch seine Präsenz , diese Mängel vergessen zu machen. Mit
seinem tiefen Bariton und seinen schauspielerischen Fähigkeiten avancierte er zum Star des Abends. Es
überraschte nicht, dass der Schlussapplaus bei ihm am immentesten war. Ueberhaupt schien sich das
Publikum nicht an den sprachlichen Unfertigkeiten zu stören. Einige Akteure die Doppelrollen zu
bestreiten hatten, mussten in wenigen Minuten einen Kostümwechsel vornehmen. In
Sekundenbruchteilen wurden ganze Kullissen verschoben. Den grossen Aufwand, mit welchem die
Budapester inszenierten, wurde von den Zuschauern zwar nicht mit tosenden Applaus und den
überschwenglichen "Bravo"-Zurufen bedacht, aber doch so, dass dieser die Akteure zu einigen
Zusatzverneigungen verleitete. Zudem - Mit dem Stück "Evita" könnte das Musical- und Rocktheater
Budapest nicht aktueller sein. In Buenos Aires und teilweise auch an Originalschauplätzen wird
derzeit ein Film über das Leben der Eva Perón gedreht.
Für Biwidus: Der Kommissär
Photos: Papp Deszö
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