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Bruno und Bruno im Cabarethimmel
Mit einem Flyer wurde der Abend angekündigt als "Bruno und Bruno:
überfünftausendvierhundertsekundenzumlachen". Das sei das erste
Programm der neuen Stars im Schweizer Cabarethimmel, der in den
letzten Jahren ziemlich wolkig geworden ist. Seit der de Facto-
Pensionierung der Altstars wie Peach Weber, Cabaret Rotstift oder
Emil sind keine neuen Cracks mehr an den Erfolg der alten Hasen der
Kleinkunst herangekommen (ausser virelleicht die Götterspass-Leute, aber
die mag' ich nicht besonders). Jedenfalls versprach die Werbung für
den Abend mit den beiden Brunos viel muntere Unterhaltung.
Bruno und Bruno, das sind Bruno Tiefenauer, der Schlaue, und Bruno
Hollenstein, der Dumme. Die beiden Zürcher machen eigentlich ziemlich
konventionelles Zweimann-Cabaret. Der eine ist der ewige Besserwisser, der
mit trockenem Humor die Welt und seinen Kameraden kommentiert. Der andere,
meist (etwas diskriminierend) mit einem körperlichen Gebrechen irgendeiner Art behaftet,
schaut ziemlich belämmert drein und versteht genau gar nichts um sich herum.
In ihrem über hundert Minütigen Programm fallen die beiden Brunos, was
die Arbeitsteilung betrifft, nie aus dem Rahmen. Und sie passen mit ihrer
biederen Art irgendwie ins Bernhard-Theater.
Aber unkonventionell sind die Details. Im Programm stand viel Verwandlungsfähigkeit,
gelungene bis abgrundblöde Gags und der Versuch eines neuen Star-Duos, die
Bretter zu erobern, die angeblich die Welt bedeuten. Durchgehend spielt
das Programm in einer Zivilschutzanlage.
Und der erste Satz, den der eine
Bruno kund tut, ist:"Ich bin hier der Ortschef", und so gehts 5400 Sekunden
lang weiter. Zivilschutz-Witze haben die beiden en masse gefunden. Aber
auch sonstige Zeitgenossen, wie Herr Nationalrat Doktor Christoph Blocher und
Bischof Vogel wurden durch den Kakao gezogen. Besonders amüsant fand ich
den Gag zu Bundesrat Koller:"Weisch du, was de Noldi mit sine alte
Chleider macht?", fragt der Chef seinen SchteeFau. "Er trait si". Und so
weiter, vor allem im ersten Drittel des Programms. Positiv anzumerken
ist hier der Beizug des Publikums beim "Namensappell".
Offensichtlich waren viele Witze und Kommentare eigentlich
nur für Männer gedacht, oder sie behandelten männerspezifische Themen. Besonders
negativ fielen mir die Witze mit Klischeeausländern auf, die wirkich nicht
notwendig waren und höchstens noch als schlechte Parodien auf fremdenfeindliche
Witze durchgehen könnten. Ueberhaupt waren die Lacher an der Premiere
übermässig zahlreich, das Publikum liebte, was geboten wurde. Teilweise
waren die Gags positiv abstrakt (die Verwechslung zwischen Tessiner und
Designer) oder negativ frauenfeindlich (Was isch das für en überfaarene
Adler uf dere Foti? Mini Frau!).
Die Verwandlungsfähigkeit der beiden wird zu einem Stilmittel. Sie fallen
auch einige Male aus ihren Rollen und sind Bruno und Bruno, die sich
gegenseitig kritisieren. Sie wechseln sogar plötzlich ihre Rollen auf
der Bühne. Sonst jedoch sind die Auftritte der beiden biederes
Cabaret mit einem zeitkritischen Aspekt, welcher wiederum von der
Aussage her nicht schlecht wirkt (nur die Ausführung, mit ihr hapert's noch).
Wir haben im Foyer nicht nur den Götterspass-Mann Beat Schlatter gesehen,
sondern auch Raymond Fein, seines Zeichens SF DRS-Co-Oberspassvogel.
Gegenüber Biwidus meinte er zur Frage, ob er es witzig gefunden habe:
"Ich wollte nur einen alten Freund besuchen, ich kenne ich eben schon
so lange....". Mehr wollte er zu den beiden Brunos nicht sagen.
Unser Urteil: zeitweise ganz amüsant (vor allem im ersten Drittel), sonst
aber bieder bis blöd und bis zur Schlussnummer fast langweilig. Ich wünsche
den beiden Brunos nichtsdestotrotz viel Erfolg für ihre Zukunft als
Entertainer. Es ginge ohne viel Umstände auch witziger.
Und trotzdem haben einmal sogar sie selbst über ihre eigenen
Witze lachen müssen. Macht ein Profi das?
Weitere Vorstellungen von Bruno und Bruno im Bernhard-Theater (jeweils um
20.15h) finden statt am:
Montag, 11. März 1996 und am
Montag, den 1. April 1996
Den nächsten Bericht aus dem Bernhard-Theater bringt Biwidus in seiner
nächsten Ausgabe. Dann geht es um das neue Programm des Pantomimen und
Clowns Massimo Rocchi.
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