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Scuba Divers' Slowmotion
Wer ins neue Scuba-Album "Slowmotion" hineinhört, ist erstmal verwirrt.
Die Scubas haben es geschafft, die ganze Musikszene in ein Album zu
packen. Langsame, fast düstere Stücke wechseln ab mit vermeintlich
zufällig zusammengestellten Sphärenklängen. Dieses Album, "slowmotion",
ist das dritte Werk der Scuba Divers aus Zürich, herausgebracht auf dem
sehr aktiven hauseigenen ausserhaus-Tudor-Label. Nach "Sea Sick kisses" (1992) und
"What do you wash your hair for" (1994) haben die Scubas diesmal die
Unterstützung des Produzenten Tom Etter (Eugen) in Anspruch genommen. Und
das gemeinsame Werk ist nicht schlecht geworden. Offensichtlich stand der
britische Trip-Hop-Zauberer Tricky Pate für diese Union.
Sie hatte letzten Freitag ihren Einstand mit der Plattentaufe im Palais X-tra. Das im Januar
erschienene Scuba-Album ist schon in der Hitparade und gilt als gelungene
Ueberraschung im Schweizer Soundhimmel.
13 Tracks umfasst die CD "slowmotion". Wie der Name schon sagt, ist
"slowmotion" ein langsames Werk. Das erste Lied, "drift apart",
besticht durch einen schweren Bass und eine sehnsüchtige Stimme wie aus
dem off. Scuba-Frontfrau Kathrin Treml klingt dabei fast wie durch ein
Telephon. Nie zieht die Musik an, es entsteht eine Stimmung wie am Meer.
Wogen branden endlos und monoton an die Küste. Diese Stimmung zieht sich
durch das ganze Album. Im Gegensatz zu "drift apart" ist "I wouldn't lie"
eine herzerweichende, aber doch positiv-unruhige Ballade. Spätestens
hier hört mensch die Widersprüchlichkeit, die als roter Faden durch das
ganze Album zieht. Die Lagerfeuerstimmung verbreitende Klassik-Gitarre
passt eigentlich gar nicht zur Breakbeat-Trommel im Hintergrund. Wiederum
klassisch scubamässig sind die Tracks 6, "dunno", und 10, "let me drown in you", funkee und
partymässig wie eh und je - wenn auch immer etwas verhalten, ja übernächtigt.
Neben diesen hervorstechenden Songs gibt es aber auch andere, die mit
der alten Scuba-Linie nicht viel zu tun haben. Sie wirken hypnotisch, meditativ,
steril, disharmonisch bis sphärisch. Das ist der Stoff, aus dem Ambient
ist, die ruhige Machart des Techno. Das Titellied "slo-mo" steht für diese
Seite der CD-Medaille. Die Reprise "slo-drift" ist ein kurzer, aber
nach allen Regeln der Kunst gestalteter Ambient-Klangteppich.
Auch "dive" geht in diese Richtung, obschon auch etwas Funk drinsteckt.
Kritiker meinen, dass das trip-hoppige Album nicht ganz ausgegoren
wirkt, wie eine Jam-Session im Studio. Das ist jedoch dem Trip-Hop, der
ja den Hip Hop mit Jazz, Soul und Blues verbindet, eigen. Insofern
ist die als Live-Band geltende Gruppe gar nicht so weit von ihren Wurzeln
weggekommen.
Gerda Treml, Sängerin und eine der Treml-Schwestern, meinte gegenüber Biwidus
auf die Frage, wie mensch denn nun den im neuen Album gespielten Stil bezeichnen solle:
"Es ist ein Schritt in eine neue Richtung. Der oft verwendete Begriff
Trip-Hop stimmt nicht ganz. Treffender wäre ein breiterer Begriff. Ganz klar
ist unsere Musik von Soul und R&B beeinflusst, also von sogenannt schwarzer
Musik. Sie ist die Summe von Sounds, auch von den MusikerInnen. Jedes
Instrument soll dabei anders klingen. Ich würde sagen, es ist viel Soul
und R&B gemischt mit Klangteppichen. Songstrukturen werden dabei aufgelöst
und geöffnet. Durch diese Oeffnung kommt auch die ambienthafte Stimmung zustande."
Uns von Biwidus hat dabei interessiert, inwiefern sich die Band selbst verändert
habe im Vergleich zu ihren früheren Alben. Noch einmal Gerda Treml:"Früher
gingen wir immer vom Live-Material aus. Diese CD ist wortwörtlich im Studio
entstanden. Die Band kam mit Ideen, die dann zusammen mit Tom Etter weiterentwickelt
wurden. So war beispielsweise die 'drift'-Version auf der CD die gemeinsame
Entscheidung der Band, den fünften Take zu nehmen. Das Publikum soll nicht mehr
rasen, es soll mid-tempo Musik für alle sein. Das heisst aber nicht, dass wir
jetzt nur im Studio arbeiten wollen. Wir bleiben auch eine Live-Band."
Ganz eingedenk der CD-Philosophie war die Plattentaufe im engen und warmen
Palais dreigeteilt. Nach einem stündigen Ambient-Teil traten die Scubas
auf, darauf folgten funky Grooves von DJ Dimitri von Sendak. Mensch bekam den Eindruck,
dass viele Gäste nicht wegen den Scubas im Palais aufgetaucht waren, sondern wegen "Fettes Brot",
die am nächsten Tag angekündigt waren. Vielleicht war darum die Reaktion des
Publikums auf den Gig nicht gerade überwältigend. Vielleicht war das aber auch, weil
er selbst nicht überwältigend war. Die Scubas wirkten etwas scheu, zurückhaltend,
sie brachten keinen Drive rüber. Viele Leute gingen schon sehr früh in die
Kälte hinaus, leider. Die Songs waren allesamt gut gespielt, aber
noch unausgegorener als auf der CD. Uebungsraumstimmung kam auf. Die groovigen Trip-Hop-Teile
von Tom fehlten entweder ganz oder wurden, wie beim Höhepunkt "drift apart",
ausgebremst. Die Musik war klassisch, der Sampler wurde, wenn überhaupt, nur
demonstrativ herbeigezogen, wie bei "I wouldn't lie". Die Treml-Schwestern
wirkten abgespannt, fast lustlos, die Sprüche waren entsprechend willkürlich
und zum Teil unverständlich bis clownesk. Immer wieder wurden auch "alte"
Songs gespielt, die sich aber bezeichnenderweise vom Stil her kaum von
denjenigen auf der CD unterschieden (z.B. "What do you wash yout hair for").
Kurz und gut. Ich mag die Scubas weiterhin, sie sind eine gute Unterhaltung für
einen warmen Partyabend. Aber die auf der CD versprochene Fusion zwischen
alt und neu konnten sie beim ersten Gig der slowmotion-Tour 96 nicht
herstellen. Das ist schade, sie blieben beim Altbewährten. So einfach wird
es also nicht sein, Live und Studio zusammenzubringen. Ein kleiner Kurs in der
Live-Anwendung des Samplers und eines Sequenzers wäre vielleicht gar nicht
schlecht. Trotzdem, eine gute CD und eine gute Band.
Zur Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Toningenieur Tom Etter meinte
Gerda:"Er spielt eine tragende Rolle. So klingen gewisse Aspekte bei 'Eugen'
unseren ziemlich ähnlich, obschon wir eigentlich grundverschieden sind.
Wichtig war die Art, wie Tom gearbeitet hat, seine Röhrenmikrophone und
Analoggeräte. Tom war für uns der Mensch mit den Ohren, der nicht nur die
Anzeigen überprüfte, sondern unsere Ideen zusammengeführt und ausgefeilt
hat. Es war eine richtige Ko-Produktion, was wichtig war bei den verschiedenen
Sounds und Klangräumen. Als wir ins Studio kamen, war er gerade mit 'Eugen'
fertig und gestresst. Trotzdem haben wir zusammengearbeitet, uns gegenseitig
berfruchtet, es gab eine Wechselwirkung zwischen uns. Immer wieder hiess
es 'ja, das isch geil!', und etwas neues war entstanden."
"Slowmotion" ist ein im positivsten Sine gebasteltetes Album, es ist noch
nicht ganz fertig, der Live-Effekt gibt ihm die Würze.
Aus Songfragmenten werden Soulballaden, die den Blues haben und Ambienttracks
wie aus dem Studio-Uebungsraum. Gespielt mit der nötigen Funkiness,
die Monotonie vertreibt und Spannung hält, gesungen mit der Wärme, die
Melancholie vertreibt. Man erlebt die CD wie in Zeitlupe, ruhig.
"Slowmotion" ist eine CD zum Landen nach einem Trip, eine CD zum Aufwachen, ja,
zum Ent-Katern nach einem Absturz - welcher Art auch immer. Die Band
aus der Limmatstadt hat mit ihrer neuen CD versucht, einen neuen
Weg zu gehen, und das ist ihr auch gelungen.
"Slowmotion" ist eigentlich nicht nur eine neue CD, sondern auch der
Versuch, altbewährten Style (Funk, Blues) mit neuen Grooves (Ambient) zu
verbinden. Und die Plattentaufe bewies das, es war etwas zwischen Ambient
und Funk.
Slowmotion-Tour 96 der Scuba Drivers
Selzach am 1.3.
Sarnen am 9.3.
Bern am 14.3.
Bubikon am 15.3. (wird von DRS 3 Uf dr Gass übertragen)
Wil am 15.3.
Kreuzlingen am 23.3.
Basel am 27.3.
Reinach am 29.3.
St. Gallen am 30.3.
Aarau am 19.4.
Luzern am 20.4.
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