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13.2.1996

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Kantonale Denkmalpflege

Stefan Zweig

Notgrabungen in Nänikon-Uster

Römische Töpferwaren

Römische Töpferware in Vitudurum

Asterix ist wohl noch nie hier in der Gegend gewesen - und ganz Helvetien war von den Römern besetzt. Vitudurum (heute Oberwinterthur) war einst eine römische Siedlung im tiefsten gallorömischen Helvetien. Jetzt entdeckten die ArchäologInnen an den Fundorten an der Römerstrasse weitere Ueberreste dieser Kultur. Das Areal liegt zwischen den 1991 an der Dorfstrasse 7 ausgegrabenen römischen Töpferöfen und den spätantiken Körpergräben an der Römerstrasse 229.

In den ersten Grabungswochen wurden mit einer reduzierten Grabungsequipe vor allem einige Werk- und Abfallgruben freigelegt. Im Januar kamen zwei römische Töpferöfen zum Vorschein. Damit sind aus Winterthur bisher zehn Töpferöfen bekannt. Die Entdeckung der Gewerbeanlagen ist für die Interpretation der Gruben sehr förderlich. Es dürfte sich bei einigen Gruben um Einrichtungen zur Aufbereitung der Rohmaterialen für das Töpferhandwerk handeln. Neben den Töpferöfen wurden auch Reste von Holzbauten ausgegraben, in welchen wohl das Brennholz gelagert und die Gefässe zum Trocknen aufbewahrt werden konnten. Ferner ist auch eine Nutzung als Werkstatt möglich, da die Handwerker einen Raum benötigten, in welchem die Töpferscheibe aufgestellt war. Diese wurde bisher noch nicht gefunden.

Die beiden gefundenen Oefen sind zwar stark zerstört, aber die entdeckten Ueberreste reichen für das Verständnis der Konstruktion aus. Die Einfeuerung geschah über einen Kanal von einer seitlichen Bedienungsgrube aus. Die sogenannte Lochtenne (die Platte aus gebranntem Lehm, auf welcher die getrockneten Gefässe während des Brennvorganges aufgestellt waren) blieb erhalten. Durch die Löcher der Tenne zog die heisse Luft von der darunterliegenden Hitze im Brennraum an der Keramik vorbei.

Die Wände der Brennkammer sind in beiden Fällen vollständig abgetragen. In einem der beiden Oefen fanden sich grosse Mengen an gebrochenem Geschirr, das in den Oefen gebrannt worden war. Das meiste davon waren wohl Fehlbrände, fehlerhafte Produkte. Das durch die bisherigen Töpfereifunde belegte Spektrum der in Oberwinterthur gebrannten Keramikgefässe wird durch die neuen Funde um einige wichtige Arten ergänzt: an diesem Fundort dürften in erster Linie Krüge, Reibschüsseln und feine Töpfe gebrannt worden sein.

Da diese Periode der Oberwinterthurer Geschichte noch kaum erforscht worden ist und die Bestattungsplätze der römischen Bewohner von Vitudurum generell schlecht bekannt sind, weisen diese Funde eine besondere Bedeutung auf. Die bisherigen Erkenntnisse liessen verschiedene Möglichkeiten der antiken Nutzung des neu zu erforschenden Geländes zu. Die interessanten Resultate dieser jüngsten Ausgrabungen in Vitudurum bilden ein neues Mosaiksteinchen der komplexen (Wirtschafts)Geschichte dieser spätrömischen Siedlung. Aber Asterix war trotzdem noch nie hier in der Gegend.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Vitudurum/Winterthur.
Foto: Hochbauamt des Kantons Zürich, Fotodienst.