Römische Töpferware in Vitudurum
Asterix ist wohl noch nie hier in der Gegend gewesen - und ganz
Helvetien war von den Römern besetzt. Vitudurum (heute Oberwinterthur) war einst eine
römische Siedlung im tiefsten gallorömischen Helvetien. Jetzt entdeckten
die ArchäologInnen an den Fundorten an der Römerstrasse weitere Ueberreste
dieser Kultur. Das Areal liegt zwischen den 1991 an der Dorfstrasse 7
ausgegrabenen römischen Töpferöfen und den spätantiken Körpergräben an der
Römerstrasse 229.
In den ersten Grabungswochen wurden mit einer reduzierten Grabungsequipe
vor allem einige Werk- und Abfallgruben freigelegt. Im Januar kamen zwei
römische Töpferöfen zum Vorschein. Damit sind aus Winterthur bisher zehn
Töpferöfen bekannt. Die Entdeckung der Gewerbeanlagen ist für die
Interpretation der Gruben sehr förderlich. Es dürfte sich bei einigen
Gruben um Einrichtungen zur Aufbereitung der Rohmaterialen für das Töpferhandwerk
handeln. Neben den Töpferöfen wurden auch Reste von Holzbauten ausgegraben,
in welchen wohl das Brennholz gelagert und die Gefässe zum Trocknen aufbewahrt
werden konnten. Ferner ist auch eine Nutzung als Werkstatt möglich, da die
Handwerker einen Raum benötigten, in welchem die Töpferscheibe aufgestellt
war. Diese wurde bisher noch nicht gefunden.
Die beiden gefundenen Oefen sind zwar stark zerstört, aber die entdeckten
Ueberreste reichen für das Verständnis der Konstruktion aus. Die Einfeuerung
geschah über einen Kanal von einer seitlichen Bedienungsgrube aus. Die
sogenannte Lochtenne (die Platte aus gebranntem Lehm, auf welcher die
getrockneten Gefässe während des Brennvorganges aufgestellt waren) blieb
erhalten. Durch die Löcher der Tenne zog die heisse Luft von der darunterliegenden
Hitze im Brennraum an der Keramik vorbei.
Die Wände der Brennkammer sind in beiden Fällen vollständig abgetragen. In einem der
beiden Oefen fanden sich grosse Mengen an gebrochenem Geschirr, das in den
Oefen gebrannt worden war. Das meiste davon waren wohl Fehlbrände, fehlerhafte
Produkte. Das durch die bisherigen Töpfereifunde belegte Spektrum der in
Oberwinterthur gebrannten Keramikgefässe wird durch die neuen Funde um einige
wichtige Arten ergänzt: an diesem Fundort dürften in erster Linie Krüge,
Reibschüsseln und feine Töpfe gebrannt worden sein.
Da diese Periode der Oberwinterthurer Geschichte noch kaum erforscht worden ist
und die Bestattungsplätze der römischen Bewohner von Vitudurum generell
schlecht bekannt sind, weisen diese Funde eine besondere Bedeutung auf. Die
bisherigen Erkenntnisse liessen verschiedene Möglichkeiten der
antiken Nutzung des neu zu erforschenden Geländes zu. Die interessanten
Resultate dieser jüngsten Ausgrabungen in Vitudurum bilden ein neues
Mosaiksteinchen der komplexen (Wirtschafts)Geschichte dieser spätrömischen
Siedlung. Aber Asterix war trotzdem noch nie hier in der Gegend.
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