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Es wird weitergemordet
Die "Mausefalle" ist eines der berühmtesten Stücke der britischen
Erfolgsautorin Agatha Christie. Es gilt als der "Krimi mit der
längsten Laufzeit der Theatergeschichte" und wurde anfänglich von
Sir Richard Attenborough inszeniert. Seit 1947 wird es pausenlos
auf den Bühnen Britanniens aufgeführt. Die deutschsprachige Fassung
ist erst seit einem Jahr auf den Bühnen und hatte jetzt im Zürcher
Bernhard-Theater eine weitgehend umgearbeitete Neuauflage.
Um es vorweg zu nehmen. Die deutsche Fassung hat mit der überaus beliebten
Filmversion mit der genial-schrulligen Margeret Rutherford in der
Rolle der verwegenen Hobbydetektivin Miss Mary
Marple schlicht nichts zu tun. Die Story ist ganz anders als im celluloiden
"Orginal". Leider haben die AutorInnen der neuen Fassung vergessen, den Titel
zu verändern, denn in keiner Sekunde des Stückes ist von einer "Mausefalle" die
Rede. Trotzdem ist Regisseur Michael Koch eine überzeugende Inszenierung seiner
eigenen Story (eben der deutschen Fassung) gelungen, so viel dürfen wir
verraten.
Was wir nicht verraten dürfen, ist die Identität des Mörders oder der
Mörderin. Das Stück basiert auf dem Volkslied und der Kurzgeschichte
"Three blind mice" (entspricht unseren zehn kleinen Negerlein), was sich
auch als Leitmotiv wortwörtlich durch den Abend zieht.
Die Ausgangslage ist eigentlich banal, typisch für die
schwarzen Krimis der Christie. Eine Horde mehr oder weniger offensichtlicher
Irrer versammelt sich in der Pension des jungen Ehepaars Ralston. Während
anfänglich alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, kommt immer deutlicher
hervor, dass ein Mörder/eine Mörderin sich unter den acht anwesenden
Personen befindet. Es geschieht auch ein Verbrechen. Ein Polizist muss
alle sich in der Pension befindlichen Personen verdächtigen. Und am
Schluss ist es doch die am wenigsten verdächtigte Person, die die Verbrechen
begangen hat und irrer ist, als die anderen zusammen. Damit wird ein
enges Netz von Lügen, vergangenen Tragödien und allgegenwärtigem
Irrsinn aufgelöst.
Das Stück lebt offensichtlich von der Story und der Spannung, die sich um
die Frage rankt:"Wer ist der Täter?". Trotz der beschränkten Möglichkeiten,
die die Bühne gegenüber dem Film bietet, brach diese während des gantzen Abends
nie ab. Ja, etwas mühsam waren einfach die höchst unbequemen Sitze des
Bernhard-Theaters, aber da können die Leute nichts dafür. Das Dekor war schlicht,
eigentlich unbedeutend, ausser ein paar Requisiten wurde eigentlich nichts
wirklich gebraucht. Einer psychiatrischen Sitzung gleich legten die
SchaupielerInnen Neurose, Unsicherheit, Misstrauen, Ohnmacht und eine
mysteriöse Vergangenheit offen. Das Ganze hatte sogar, wie für britische Geschichten
fast unumgänglich, einen makaber-komödiantischen Aspekt. Der Schlussvorhang
fiel beispielsweise in ein schallendes Gelächter des Publikums.
Ueberragend fand ich das Spiel der verschiedenen ProtagonistInnen, die ihre
Rollen überzeugend boten. Dies galt einerseits für die eher tragenden Rollen
wie die Pensionsleiterin Molly Ralston (eine überaus charmante, ausserordentlich
hübsche, aber auch geheimnisvoll-düstere Karin Moser) und den durch und durch
wahnsinnigen Künstlertypen Christopher Wren (der quirlige, unausgeglichene
und tragikomische Rico Koller), als auch für die eher unauffälligeren
Typen wie den Vorzeige-Seargant Trotter (Rudolf Haas) und den schrulligen Major
Metcalf (Roland Braun). Ueberzeugt hat mich auch Leo Roos als mysteriös-
unpassender Mr. Paravicini, der mit seinen kritischen und meist
sinnlosen Kommentaren einen witzigen Kontrapunkt gebildet hat. Die acht
Personen tragen das Stück und bauen eine geheimnisvolle Welt des Allmöglichen
auf, wo auch der Gute sich als der Böse entpuppen kann und umgekehrt. Niemand
ist schliesslich das, was er oder sie vorgibt zu sein. Typisch Christie.
Alles in allem sicher ein erfolgreiches Stück, obschon die Premiere im
Bernhard-Theater nicht ausverkauft war, zum Glück, muss ich sagen. Die
Verwirrung war am Schluss total, aber gerade dieser Effekt ist ja bei
diesr Art von Krimi vorprogrammiert. Spannend ist ja, dass eigentlich jede
Person auf der Bühne das Zeug zum Mörder oder zur Mörderin hätte, bei
allen schlummert eine verborgene Gefahr, nicht zuletzt ob des
allgegenwärtigen Wahnsinns. "Mausefalle" ist ein Stück für Fans, aber
diese kommen auch voll auf ihre Rechnung. Es wird noch bis zum 10. März
täglich um 20.15 aufgeführt (ausser montags). Am Sonntag gibt es noch eine
"Kindervorstellung" am Nachmittag. Es darf also fleissig gemordet werden im
Bernhard-Theater. Oder wie Christopher Wren/Rico Koller sich ausdrückt:
"Ganz schön spannend, diese Angelegenheit!"
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