Klar Schiff für Naturschutz
Kinder erleben gerne ihre Umwelt und somit auch den Umweltschutz. Diese
Erkenntnis gilt auch für eine Zeit, wo der Umweltschutz in unserer
Gesellschaft nicht mehr gross geschrieben wird. Deshalb hat der
Schweizerische Bund für Naturschutz SBN das Zürisee-Motorschiff "Limmat"
zu einem Oekoschiff umgerüstet, das kreuz und quer über unseren Haussee
dümpeln und verschiedene Häfen anlaufen soll. Im Schlepptau hat die
"Limmat" das kleine Solarschiff "Solifleur", das einzige seiner Art in Europa.
Zusammen mit der "Limmat" soll die "Solifleur" den Kindern nahe bringen,
was Naturschutz ist - im wahrsten Sinne des Wortes.
Als 1991 das Oekoschiff des SBN auf dem Bielersee seine Jungfernfahrt
hatte, war die Oekowelle auf dem Höhepunkt. Eins zu eins wurde
dem interessierten Publikum Natur pur gezeigt, das Oekoschiff
war für den seit Anfang des Jahrhunderts aktiven SBN ein Grosserfolg.
Danach fuhr das Oekoschiff jedes Jahr auf einem unserer verschmutzten Seen.
Jetzt wurde das Züriseeschiff "Limmat" als Oekoschiff eingerichtet. Das
Schiff ist etwa 51 m lang und wurde in den Fünfzigerjahren gebaut.
Der Präsident des Zürcher Naturschutzbundes, Leo Lorenzo Fosco, meinte
gegenüber Biwidus:"Für die Natur gibt es keine besseren Argumente als sie
selbst." Und Rudolf Aeschbacher vom SBN-Zentralvorstand doppelte nach:
"Natur findet nicht auf dem Bildschirm in der warmen Stube statt;
Natur ist draussen." Tatsache ist, dass 12% unserer einheimischen
Fischarten (z.B. Stör, Lachs und Meerforelle) ausgestorben und
54% gefährdet sind. Nur 24% der Fischarten sind, zumindest vorerst,
nicht bedroht.
Auf dem ganzen Schiff gibt es spielerische Auseinandersetzungen mit der
Natur. Durch Lupen können sich die jungen BesucherInnen mit Kleinstlebewesen
bekannt machen. Verschiedene Spiele, Bücher und Unterrichtsmaterialien
stehen zur Verfügung. Auf dem Oberdeck wurde vis-a-vis vom
sogenannten SBN-Cafe ein regelrechtes kleines Biotop angelegt. Auf dem
Vorderdeck steht zudem ein Fischkino. Und im Hintergrund stand stolz
der ehrwürdige Raddampfer "Stadt Rapperswil".
Die kleine "Solifleur" ist ein Solarboot mit grossen Fenstern
für die Unterwasserbeobachtung. Sie kann für Ausflüge vermietet werden und
ist, wie die "Limmat" auch, als schwimmendes Klassenzimmer konzipiert. Es
gibt Fahrten für Gruppen und Klassen. Sie fährt Mittwochs und am Wochenende.
Mensch kann dabei die verborgene Unterwasserwelt des Sees studieren, ohne dabei
einen Liter Diesel zu verbrennen. Die "Solifleur" ist zum ersten Mal an einer
solchen Tour eines Oekoschiffes mit dabei. Für dieses Projekt wurde
der SBN letztes Jahr mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet.
Die Fischausstellung auf der "MS Limmat" ist die grösste dieser Art in der
Schweiz. Ausser dem Moderlieschen sind gegen 50 weitere Fischarten zu sehen.
Die meisten von ihnen sind Speisefische, einige aber stehen auch
auf der "Roten Liste". Auf verständlichen Einführungstexten auf
den jeweiligen Aquarien kann der interessierte Besucher/die interessierte
Besucherin die intimsten Einzelheiten aus dem Alltag der "kleinen Fische"
nachlesen.
Eigentlicher Star aber ist ein silbrigglänzender Winzling
mit dem rätselhaften Namen Moderlieschen. In einer Comic-Geschichte führt
es vor Augen, dass die Welt auch unter Wasser nicht mehr in Ordnung ist.
Er meint:"Niemand kennt mich. Niemand hat mich je gesehen, selbst
von Nessie, dem Ungeheur, das es nicht gibt, wissen die Leute
mehr als von mir." Faulgase nehmen dem Moderlieschen
zum Beispiel die Sicht und Stauwehre
versperren ihm den Weg. Das Moderlieschen ist sozusagen der
Conferencier der Ausstellung, es stellt die Fische vor und redet
mit ihnen über ihr Schicksal. Als ganz witzig empfand ich auch die Beschreibung des
Sonnenbarsches, den der Text als "punkig" bezeichnet.
Die Ausstellung verzichtet bewusst auf Moralin. Dennoch haben die
scheinbar stummen nassen Zeitgenossen eine unmissverständliche Botschaft:
"Schützt unseren Lebensraum!". Etwas verfehlt schien mir dabei allerdings die
Kampagne für einen Naturschutzpark im Sihlwald, die mit dem Thema an sich ja
wenig zu tun hat.
Wir kommen nicht umhin, noch ein paar Worte zum SBN zu verlieren. Die Organisation
ist in verschiedensten Bereichen des Naturschutzes tätig. Seit 1909 arbeitet
er beharrlich für die praktische Schutzarbeit an der Basis, unter
anderem ist er auch für die Bewirtschaftung der Naturschutzgebiete zuständig.
Im Kanton Zürich sind immerhin 18'000 Personen Mitglied des SBN, der betont
ruhiger und unauffälliger arbeitet als die "Konkurrenzunternehmen" WWF und
Greenpeace. Vor allem junge Leute können bei den verschiedenen Aktivitäten
des SBN den Naturschutz pur erleben und ihren Einsatz dafür leisten.
Das Oekoschiff ist sicher eine sinnvolle Beschäftigung für die Flotte der
Zürisee-Schiffahrtsgesellschaft, anstatt dass die schmucken Boote im
arbeitslosen Frühling vor sich hingammeln. Ob allerdings die frühe und
kalte Jahreszeit genug Kinder an Deck des Oekoschiffs lockt, wird sich noch
herausstellen müssen.
Das Fahrtenbuch des Oekoschiffs mi folgenden Anlegestellen
Horgen | 13.2.-18.2.
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Zürich | 20.2.-10.3. (Bürkliplatz)
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Meilen | 12.3.-17.3.
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Rapperswil | 22.3.-8.4. (Kinderzoo) | |
Oeffnungszeiten
MO | geschlossen
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DI-DO | 09.00-18.30
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SA/SO | 10.00-17.00 |
Die Vernissagen in den einzelnen Häfen sind jeweils um 17.30 in Zürich (20.2.),
Meilen (12.3.) und Rapperswil (22.3.).
Das Oekoschiff ist telephonisch erreichbar unter der Nummer 061 317 92 55.
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