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12.2.1996

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Naturschutz auf dem Wasser

Klar Schiff für Naturschutz

Kinder erleben gerne ihre Umwelt und somit auch den Umweltschutz. Diese Erkenntnis gilt auch für eine Zeit, wo der Umweltschutz in unserer Gesellschaft nicht mehr gross geschrieben wird. Deshalb hat der Schweizerische Bund für Naturschutz SBN das Zürisee-Motorschiff "Limmat" zu einem Oekoschiff umgerüstet, das kreuz und quer über unseren Haussee dümpeln und verschiedene Häfen anlaufen soll. Im Schlepptau hat die "Limmat" das kleine Solarschiff "Solifleur", das einzige seiner Art in Europa. Zusammen mit der "Limmat" soll die "Solifleur" den Kindern nahe bringen, was Naturschutz ist - im wahrsten Sinne des Wortes.

Als 1991 das Oekoschiff des SBN auf dem Bielersee seine Jungfernfahrt hatte, war die Oekowelle auf dem Höhepunkt. Eins zu eins wurde dem interessierten Publikum Natur pur gezeigt, das Oekoschiff war für den seit Anfang des Jahrhunderts aktiven SBN ein Grosserfolg. Danach fuhr das Oekoschiff jedes Jahr auf einem unserer verschmutzten Seen. Jetzt wurde das Züriseeschiff "Limmat" als Oekoschiff eingerichtet. Das Schiff ist etwa 51 m lang und wurde in den Fünfzigerjahren gebaut.

Der Präsident des Zürcher Naturschutzbundes, Leo Lorenzo Fosco, meinte gegenüber Biwidus:"Für die Natur gibt es keine besseren Argumente als sie selbst." Und Rudolf Aeschbacher vom SBN-Zentralvorstand doppelte nach: "Natur findet nicht auf dem Bildschirm in der warmen Stube statt; Natur ist draussen." Tatsache ist, dass 12% unserer einheimischen Fischarten (z.B. Stör, Lachs und Meerforelle) ausgestorben und 54% gefährdet sind. Nur 24% der Fischarten sind, zumindest vorerst, nicht bedroht.

Auf dem ganzen Schiff gibt es spielerische Auseinandersetzungen mit der Natur. Durch Lupen können sich die jungen BesucherInnen mit Kleinstlebewesen bekannt machen. Verschiedene Spiele, Bücher und Unterrichtsmaterialien stehen zur Verfügung. Auf dem Oberdeck wurde vis-a-vis vom sogenannten SBN-Cafe ein regelrechtes kleines Biotop angelegt. Auf dem Vorderdeck steht zudem ein Fischkino. Und im Hintergrund stand stolz der ehrwürdige Raddampfer "Stadt Rapperswil".

Die kleine "Solifleur" ist ein Solarboot mit grossen Fenstern für die Unterwasserbeobachtung. Sie kann für Ausflüge vermietet werden und ist, wie die "Limmat" auch, als schwimmendes Klassenzimmer konzipiert. Es gibt Fahrten für Gruppen und Klassen. Sie fährt Mittwochs und am Wochenende. Mensch kann dabei die verborgene Unterwasserwelt des Sees studieren, ohne dabei einen Liter Diesel zu verbrennen. Die "Solifleur" ist zum ersten Mal an einer solchen Tour eines Oekoschiffes mit dabei. Für dieses Projekt wurde der SBN letztes Jahr mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet.

Die Fischausstellung auf der "MS Limmat" ist die grösste dieser Art in der Schweiz. Ausser dem Moderlieschen sind gegen 50 weitere Fischarten zu sehen. Die meisten von ihnen sind Speisefische, einige aber stehen auch auf der "Roten Liste". Auf verständlichen Einführungstexten auf den jeweiligen Aquarien kann der interessierte Besucher/die interessierte Besucherin die intimsten Einzelheiten aus dem Alltag der "kleinen Fische" nachlesen.

Eigentlicher Star aber ist ein silbrigglänzender Winzling mit dem rätselhaften Namen Moderlieschen. In einer Comic-Geschichte führt es vor Augen, dass die Welt auch unter Wasser nicht mehr in Ordnung ist. Er meint:"Niemand kennt mich. Niemand hat mich je gesehen, selbst von Nessie, dem Ungeheur, das es nicht gibt, wissen die Leute mehr als von mir." Faulgase nehmen dem Moderlieschen zum Beispiel die Sicht und Stauwehre versperren ihm den Weg. Das Moderlieschen ist sozusagen der Conferencier der Ausstellung, es stellt die Fische vor und redet mit ihnen über ihr Schicksal. Als ganz witzig empfand ich auch die Beschreibung des Sonnenbarsches, den der Text als "punkig" bezeichnet.

Die Ausstellung verzichtet bewusst auf Moralin. Dennoch haben die scheinbar stummen nassen Zeitgenossen eine unmissverständliche Botschaft: "Schützt unseren Lebensraum!". Etwas verfehlt schien mir dabei allerdings die Kampagne für einen Naturschutzpark im Sihlwald, die mit dem Thema an sich ja wenig zu tun hat.

Wir kommen nicht umhin, noch ein paar Worte zum SBN zu verlieren. Die Organisation ist in verschiedensten Bereichen des Naturschutzes tätig. Seit 1909 arbeitet er beharrlich für die praktische Schutzarbeit an der Basis, unter anderem ist er auch für die Bewirtschaftung der Naturschutzgebiete zuständig. Im Kanton Zürich sind immerhin 18'000 Personen Mitglied des SBN, der betont ruhiger und unauffälliger arbeitet als die "Konkurrenzunternehmen" WWF und Greenpeace. Vor allem junge Leute können bei den verschiedenen Aktivitäten des SBN den Naturschutz pur erleben und ihren Einsatz dafür leisten.

Das Oekoschiff ist sicher eine sinnvolle Beschäftigung für die Flotte der Zürisee-Schiffahrtsgesellschaft, anstatt dass die schmucken Boote im arbeitslosen Frühling vor sich hingammeln. Ob allerdings die frühe und kalte Jahreszeit genug Kinder an Deck des Oekoschiffs lockt, wird sich noch herausstellen müssen.

Das Fahrtenbuch des Oekoschiffs mi folgenden Anlegestellen

Horgen 13.2.-18.2.
Zürich 20.2.-10.3. (Bürkliplatz)
Meilen 12.3.-17.3.
Rapperswil 22.3.-8.4. (Kinderzoo)

Oeffnungszeiten

MO geschlossen
DI-DO 09.00-18.30
SA/SO 10.00-17.00

Die Vernissagen in den einzelnen Häfen sind jeweils um 17.30 in Zürich (20.2.), Meilen (12.3.) und Rapperswil (22.3.).

Das Oekoschiff ist telephonisch erreichbar unter der Nummer 061 317 92 55.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus der Werft Wollishofen ZH.