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A Chorus Line" in Zürich
Es wurde seit anfangs der Achtzigerjahre 6183 Mal am Broadway gespielt.
Somit war es das bisher erfolgreichste Musical der Geschichte. Just am Tag,
als es auch Zürich besuchen wollte, am Tag der Premiere, wurde
es vom Londoner Erfolgsmusical "Cats" überrundet. Die Rede ist von
"A Chorus Line". Das in den Achtzigerjahren berühmt gewordene Tanzmusical
mit viel knisternder Erotik und eingängigen Melodien kam ins Musical-
Theater Zürich, Biwidus hat die Premiere und das Stück angesehen.
"A Chorus Line" ist eines der wenigen erfolgreichen Musicals der letzten
Jahre, das nicht die Handschrift des Bestsellerautors Andrew Lloyd Webber
trägt. Im Musical-Theater trat die Orginaltruppe aus dem Broadway
auf. Etwas ernüchternd war das Bühnenbild, es existierte nämlich nicht.
Das ganze Bühnenbild bestand aus einer Rückwand, die entweder eine schwarze
Fläche war oder ein riesiger Spiegel. Das Stück spielte angeblich in einem
Tanzstudio. So konnte man sich ganz und gar auf das Musical konzentrieren.
Die Premiere war, wie immer in solchen Fällen, gut besucht. Der Redaktor
konnte die Hände von so erlauchten Herr- und Damenschaften schütteln wie
Maya Brunner, Sina, Sepp Zellweger und Jean-Pierre Hoby. Das Musical-Theater
ist ein grosser Saal mit einer riesigen Bühne. Das ganze Stück, zwei Stunden
lang, spielte in eben diesem Tanzstudio. Meistens standen die TanzschülerInnen
in einer Linie (die "Chorus Line") auf der Bühne und führten ein immaginäres
Gespräch mit dem Regisseur Zach, der hie und da einen kurzen Auftritt hatte.
Die etwa zwanzig jungen Leute hatten die Aufgabe, sich vor dem Regisseur zu
bewähren, damit dieser acht von ihnen für eine Show engagieren könne. Der Rest
ist schnell erzählt. Immer wieder wechselten Tanzszenen mit (englischen)
Gesprächen meistens mit Zach ab. Die Tanzszenen waren so weit nicht
besonders für das Normalpublikum. Interessant war der psychologische Aspekt.
Zeitweise wurde mensch das Gefühl nicht los, mensch sitze in einer riesigen
Psycho-Praxis, und zwanzig Irre erzählen dem Onkel Doktor ihr Leben.
Es existierte eigentlich keine Handlung, ausser dass man mit dem
Regisseur sprach und ihm sein Leben darlegte. Auch die grosse Anzahl
an ProtagonistInnen verwirrte mehr, als dass es die Geschichte erhellte, man
konnte die einzelnen Personen erst am Schluss wirklich "kennen". So
blieb das Stück bis ans Ende anonym und "nur unterhaltend", statt
anregend.
Spass beiseite. Manche Gespräche entbehrten nicht einem gewissen psychologischen
Feingefühl. Die eine Tänzerin war zu alt und kämpfte damit, die andere
abgehalftert, zu klein oder sonstwie in einer speziellen Situation. Diese
Schicksale waren meines Erachtens das einzig Interessante an diesem
Stück. Viele persönliche Affären kamen heraus an diesem Abend. Sonst war
"A Chorus Line" ein Musical für Fans. Ich konnte mit diesem Feeling der
späten Siebzigerjahre nichts anfangen. Dafür war der Eintrittspreis meines
Erachtens einfach zu hoch. Ein Musical für Musicalfans mag seine Berechtigung
haben, sonst bringt "A Chorus Line" keinen grossen Gewinn für die Zürcher
Kulturszene, ausser vielleicht die Billetsteuer und andere Nebeneinnahmen.
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