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16.1.1996

Photos

Streetparade 1998

Das Zürifäscht Feuerwerk

Sexy Boys II

Miss Teenie Wahlen

Modeschau der Lehrlinge

Face of switzerland

Modeschau ZH Modegewerbe

Der Prix _Bolero 1996

Sexy Boys

Idil _Vices Hiphop-Show

Idil Doguoglu-Vice

Magic Party mit Manor

Spring in the City

Modeschau von Franceso _Rossi

Urs _Aebi

Der Frühling kommt bestimmt

Alljährlich bilden Modeschauen, gerade im Winter auf den Frühling/Sommer hin, den Blickfang von Medien und Oeffentlichkeit. Heutzutags gibt es Modeschauen für alle Bevölkerungsschichten und Menschentypen. Weder Kleinkinder, noch Models in Unterwäsche sind heute etwas Aussergewöhnliches. In dieser Flut von zu Schau getragenen Klamotten stechen nur wenige wirklich hervor, gerade in Zürich ist die Gilde der ernstgemeinten Freizeitmode-Macher (mit breit abgestützten Preisen für breite Bevölkerungsschichten) leider eher eine Minderheit. Vielmehr hat sich Zürich zu einem Mekka für extravagante Mode entwickelt. Sei es, weil der Fummel zu teuer ist oder auch deshalb, weil sie so avantgardistisch ist, dass sich kein "normaler Mensch" im Ernst in ihnen sehen lassen kann. Keine Ausnahme bildet der aus Solothurn stammende Lagerfeld- und Mugler-Schüler Urs Aebi. Er hat sein Atelier Im Gassen 11, ein Anziehungspunkt für schräge (auf englisch passender "queere") Mode. Der 31jährige Aebi hat seine Kollektion auch schon am letztjährigen Presseball erfolgreich im Grand Hotel Dolder gezeigt, aber letzten Sonntag füllte er gar das ehrwürdige Kaufleuten. Der Modedesigner kreiert spezielle Mode für die elegante und selbstbewusste Frau und den machoiden und egozentrischen Mann, die sich nicht nur in Plastikkram sehen lassen wollen. Sein Zielpublikum ist nicht nur jung, sondern auch sexuell bewusst.

Die Show begann etwas verspätet, das mag am Grossaufmarsch von Medien und den (angeblichen) oberen Zehntausend der Kulturszene unserer Stadt liegen. Mit der Musik des DJs Silver Spin liefen drei weibliche und zwei männliche Models über den Laufsteg. Die Mode-Welt, according to Urs Aebi, steht (dies als Bilanz des Abends) unter zwei Stichworten: edel und sexy (oder umgekehrt). Der Mann 1996 soll zeigen, was er unter den Klamotten herumträgt. Auch bei ihm ist heute die "Figur" im Vordergrund. Angesagt sind nicht nur hautenge Hosen aller Längen, sondern in erster Linie auch lackiges Leder und Kunstleder (in Plastik übergehend). Schwarz und dezentes braun ist angesagt. Federboas sollen nun ebenfalls den Mann schmücken dürfen. Der muskulöse Körper ist ein Status-Symbol. Wer etwas auf sich hält, ist gut durchtrainiert, denn sonst nützen die Klamotten schlicht nichts. Aebi unterstreicht, dass das Edle am Körper nicht zu kurz kommen darf, der Yuppie hat also noch nicht ausgedient, er ist nur weicher geworden, um nicht zu sagen "weiblicher". Ein Schwachpunkt: gerade bei der Männermode ist die kritische Frage berechtigt, ob dieser offensichtlich der homosexuellen Szene abgeschaute Stil auch bei der breiten Schicht ankommen wird und soll.

Bei den Frauen hält Aebi am figurbetonten Trend der letzten Jahre fest. Hier hält der Technostyle auch bei der edleren Mode Einzug, viel Plastik prägt das Design, auch hier dominieren Lack und Leder. Die Frau muss gar nichts mehr verbergen, hier ist der Einfluss der Technoszene besonders deutlich. Viele Modelle lassen sich buchstäblich sehen (resp. was darunter ist), und zwar fast grenzenlos. Neben der fortlaufenden Sexualisierung der Mode hält Aebi am Edlen fest, indem etliche Kostüme ihre Vorbilder in der Damenmode des Anfangs des Jahrhunderts haben. Wallende Stoffe von Abendkleidern (allerdings oberhalb der Brust sehr (!) offenherzig) wechselten ab mit korsettähnlichen Schnürkleidern. Interessant war beispielsweise das Abendkleid aus Vorhangstoff. Ob moderne Technomode oder Althergebrachtes, eines gilt für alle Damenmodelle: eng und körperbetont müssen sie sein, jedes Gramm Fett ist eines zu viel. Das wird einen Run auf die Fitnessinstitute geben, eher ein negativer Trend also. Und: die Frau 1996 (gemäss Urs Aebi natürlich) ist (resp. bleibt) eine Göttin, unnahbar und unwirklich.

Urs Aebi hat mit seinen Models den Reigen der Modeschauen 1996 eröffnet. So sehr seine Mode kaum für ein breiteres Publikum geschaffen ist, hat er doch gewisse Trends, die im letzten Jahr angelaufen sind, auch für dieses Jahr postuliert. Seine Mode macht den Menschen zur Maschine, die Grenze zwischen den Geschlechtern verwischt. Es bleibt abzuwarten, ob die folgenden Anlässe dieser Art den von ihm ausgelegten Faden aufnehmen oder eine andere Richtung einschlagen. Klar ist, dass die Technokultur jetzt auch in den obersten Ebenen der Gesellschaft Einzug halten wird. Das Lockere und Populäre der Achtzigerjahre ist definitiv nicht mehr "in".



Für Biwidus: Wildcat (EMail) und Gaudimax (EMail) aus dem Kaufleuten.