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5.12.1995

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Heavy Metal

Heavy-Metal

Einige Worte zu den Vorgruppen an Heavy-Metal Konzerten und zu Heavy Metal im Allgemeinen.

Es stehen, bzw. standen, wieder einmal zwei Grössen des Heavy-Metal bereit, die Hallen Zürichs zu stürmen. Dieser Umstand gibt mir einerseits die Gelegenheit, etwas über die beiden Konzerte zu erzählen und andererseits Stellung gegen einen meiner beliebtesten Musikjournalisten zu beziehen. Bei den beiden Konzerten handelt es sich um Ozzy Osbourne, der am 6. Dezember im Volkshaus auftritt und um Iron Maiden, die 12. Dezember Ozzy im gleichen Haus nachfolgen werden. Beim Journalisten handelt es sich um Nick Joyce (es gibt kaum einen Artikel von ihm, bei welchem ich mich über sein Geschreibsel nicht nerve!).

Wenden wir uns einmal zu erst den Konzerten zu. Sowohl Ozzy alsauch Maiden setzten im Herbst dieses Jahres zu einem Comeback an mit anschliessender Europa-Tour, was vor allem bei Ozzy erstaunt, der seine letzte Welttournee sinnigerweise No More Tours genannt hat. Aber wir sind ja tolerant: Coole Leute können jederzeit auf einer Tour in Zürich vorbeischauen. Wenn wir kurz die beiden Alben, es handelt sich dabei um Ozzmosis vom Madman of Rock und um The X-Factor von den britischen Powermetallern. In einem Kurzvergleich schneidet Ozzmosis besser ab, als The X-Factor. Der Grund liegt darin, dass sichOzzy Osbourne seit seinem letzten Album mit dem Namen No More Tears aus dem Jahre 1991 musikalisch den neuen Strömungen der letzten Jahre angepasst hat. Die Gitarren tönen dumpfer und er nimmt zunehmends das für ihn typische nervöse Tempo aus dem ganzen Album. Natürlich hat auch schon die No More Tears eine Temporeduktion erfahren. Dadurch reichert er sein HM-Album vorwiegend mit Stilelementen aus dem Grunge an, was aber wiederum dem Album nur gut tut. Natürlich überzeugt wieder einmal der altbekannte Gitarrist Zakk Wilde. Zusätzlich hat sich Ozzy zur Verstärkung auch Geezer Butler seinen Mitstreiter aus alten Black Sabbath Tagen geholt. Demgegenüber hat Iron Maiden keine musikalische Innovation durchgemacht. Trotz eines Wechsels des Sängers (anstatt Bruce Dickinson, der vor 3 Jahren die Band verlassen hat, ist nun Blaze Bailey als neuer Sänger hinzugekommen) konnte Maiden nicht von neuen Einflüssen seitens Baileys profitierten. Viel mehr noch: Durch den Abgang von Bruce Dickinson dominiert der Stil des Bassisten Steve Harris noch mehr aus zuvor. Deswegen tönt The X-Factor auch wie eine Iron Maiden-Durchschnittproduktion aus den achtziger Jahren, obwohl wir nun schon die zweite Hälfte der 90-er Jahre beginnen.

Nun aber zu den Konzerten. Das geniale an diesen Konzerten sind nämlich die Vorgruppen. Ozzy hat sich nämlich die Mannen von Fear Factory geholt, wobei Iron Maiden von My Dying Bride unterstützt werden. Diese Bands haben es nämlich in sich! Sie sind nämlich bezeichnend für einen frischen Wind in der HM-Szene. Deswegen kurz zu gewissen Journalisten welche, wie z.B. Nick Joyce, der vor etwa 3 Wochen im Facts erklärt hat, dass sich der Heavy-Metal seit den siebziger Jahren aus sich selbst recycliert. Betrachtet man nämlich einige klassischen Bands, die schon seit fast mehr als 10 Jahren im Geschäft sind, wie das Nick Joyce mit Ozzy Osbourne, Iron Maiden oder Black Sabbath tut (Def Leppard (übrigens im Facts richtig geschrieben und nicht wie in der Konzertkritik aus dem Tagi vor 2 Jahren, wo konsequent von Def Lepperd die Rede war, gell Nick!) gehört leider nicht zum Heavy Metal, sondern zum Hard Rock, ausser vielleicht das erste Album On Through the Night aus dem Jahre 1979). Wenn man sich nämlich in der HM-Szene ein bisschen umsieht, so kann wird die Behauptung der musikalischen Inzest schnell widerlegt. Am typischsten dafür sind die schon vorher genannten Fear Factory und My Dying Bride. Aber auch altgediente Bands wie Anthrax (mit ihrem neuen Album Stomp 442), Metallica oder Sepultura mit deren Neuerscheinungen im Frühjahr '96 zu rechnen ist, zeigen sich durchaus innovativ.

Wenn man Fear Factory und My Dying Bride hört, so erkennt man schnell die beiden zeitgenössischen Hauptströmungen des HM. Fear Factory steht für den ultraschnellen und ziemlich massiven Stil, wogegen My Dying Bride nur so von den langsam vor sich hinfliessenden Songs, die nur so von düsterer Melancholie triefen, lebt. Besonders My Dying Bride mit ihrem letzten Album The Angel And The Dark River eignet sich besonders gut für die verregneten und nebligen Hebsttagen. Zwar sind auf diesem Album nur 6 Songs enthalten, aber mit einer durchschnittlichen Spieldauer von 10 Minuten kommt der geneigte Zuhörer doch auf seine Kosten. Fear Factory wiederum vermittelt eine Stimmung wie im Kinofilm Alien. Dieses Album steht für mich für futuristischen HM-Sound. Man hört durch die Songs hindurch immer unterschwellig das Stampfen von Maschinen und die vom Keyboard erzeugte Spannung tut dann ihren Rest. Die Spezialität des Sounds sind zusätzlich die im Refrain erscheinenden Chöre. Im Grossen und Ganzen: Fear Factory hat eine blühende Zukunft vor sich.

Abschliessen gesagt: wer im Heavy Metal nach neuen Einflüssen sucht, der findet sie auch! Fear Factory und My Dying Bride sind nur zwei Beispiele, welche es dafür aber wert sind, live gesehen zu werden.



Vit (EMail)