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Marco Polo
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Der Teufelsgeiger für alle: Marco Polo
Wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde: im bürgerlichen Leben ist er ein
Aussendienstmitarbeiter im Event-Marketing-Bereich (whatever that means...) und
mausert sich von Zeit zu Zeit zu einem Teufelsgeiger, zu einem Techno-Virtuosen,
zu einem Grenzgänger zwischen Dancefloor und Tonhalle. Sein Name: Marco Polo.
Marco Polo trat letzten Samstag im
Trend-Schuppen Ugly in Richterswil auf. Irgendwie passte dieser Ort zu diesem
etwas neben den Normen musizierenden Typen. Das Ugly ist eine alte
herrschaftliche Villa, die im Parterre und im oberen Stock seinen edlen Flair
behalten hat und mit seinen Bars, schummrigen Räumen und bequemen Sofas geradezu
zum Verweilen einlädt. Im unteren Stock, sozusagen im Kellergewölbe, steht
jedoch eine moderne Tanzfläche mit allen Schikanen. Immer wieder finden dort
coole Parties und fätzige Gigs statt. Diesmal war der Teufelsgeiger vom Dienst,
Marco Polo, für eine halbe Stunde Gast im Ugly und zeigte, dass er nach seinem
erfolgreichen Konzert im Hallenstadion als Vorgruppe von DJ Bobo (den wir ja
alle so lieben) auch in einem Club die Fetzen zum Fliegen bringen kann.
Marco Polos Auftritt war sogar ganz pünktlich. Er spielte nicht nur seine drei
bisher erschienenen (resp. noch zu erscheinenden) Maxi-Singles, sondern auch ein
paar unbekannte Songs. Begleitet wurde er von zwei obermässig hübschen
Tänzerinnen, wie es für solche Auftritte üblich ist. Der junge Beau fühlt sich
offensichtlich auch wohl auf der Bühne, denn wie ein Besessener durchkreuzte er
die kleine Dancefloor und liess seine Saiten heiss laufen. Die Musik kam zwar ab
Playback, aber ich hatte das Gefühl, dass wenigstens seine heissen
Geigenpassagen life gespielt worden waren (ich kann mich auch täuschen). Item.
Das Konzert war interessant mitanzuhören, mir gefielen gerade eben diese
Geigenpassagen ungemein. Er zog das Publikum zwar mit, aber so der letzte Pepp
fehlte, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil er die für kommerzielle
Dancefloor-Hits üblichen Singpassagen eher knapp hielt. Das kommerzgewohnte
Publikum konnte sich wohl nicht damit abfinden, dass Techno auch
Instrumentalmusik sein kann.
Biwidus gegenüber meinte Marco Polo nach
dem Konzert, dass er Auftritte vor grossem Publikum durchaus schätze und sich
vorerst nicht in die Underground-Szene einpassen lassen möchte. Er wolle der
zweite weltweite Techno-Act aus Schweizer Landen sein. Als vielseitiger Künstler
könne er durchaus damit leben, Kommerzmusik für eine kommerzgewohnte Generation
zu machen. Er komme gleichermassen vom DJ-Geschäft wie auch von der klassischen
Musik, was anscheinend seine Synthese auch in seiner Musik gefunden hat. Er
kenne RenŽ B. und könne sich durchaus vorstellen, ein Star zu sein und von Kids
angehimmelt zu werden. Letzteres sollte ihm leichter fallen als dem
Bäcker/Konditor aus Kölliken, denn Marco Polo sieht natürlich auch in meinem
Urteil viel, viel besser aus.
Er kann offensichtlich seinen beginnenden Ruhm auskosten. Aber ich glaube nicht,
dass er Starallüren bekommt und nicht mehr der kumpelhafte Typ sein wird, als
den ich ihn kennengelernt habe. Ich kann seine Ansicht teilen, dass er einst
einmal ein Star wird, dann aber irgendwann seine Rolle niederlegt und wieder in
den Untergrund geht. Das wäre dem vielseitigen und ambivalenten Teufelsgeiger
nämlich durchaus zuzutrauen. Jedenfalls würde das zu seinem Image als
doppelgesichtiger Dr. Jekyll und Mr. Hyde passen. Er selber meinte gegenüber Biwidus
ja auch: "Schliesslich muss ich ja auch Spass an der Sache haben". Ich
respektiere das und wünsche ihm hiermit viel Erfolg in seiner aufblühenden
Karriere.
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